Das US-Unternehmen 23andMe galt lange als Vorreiter im Bereich der direkten genetischen Tests für Verbraucher. Mit einem innovativen Geschäftsmodell, prominenten Investoren und einem erfolgreichen Börsengang schien das Unternehmen auf Erfolgskurs. Doch regulatorische Hürden, Datenschutzprobleme und ein stagnierendes Wachstum führten letztlich in die Krise. Die Insolvenzmeldung im März 2025 markiert das vorläufige Ende einer einst hochgehandelten Biotech-Story.

Vom Start-up zum Milliarden-Business

Gegründet im Jahr 2006 von Anne Wojcicki, Linda Avey und Paul Cusenza, setzte 23andMe auf ein einfaches, aber wirkungsvolles Konzept: Konsumenten konnten über einen DNA-Test Einblicke in ihre Abstammung und genetische Veranlagungen erhalten. Frühzeitig sicherte sich das Unternehmen namhafte Investoren, darunter Google, dessen Mitbegründer Sergey Brin persönlich investierte. Die Vision: Genetische Daten sollten nicht nur für Privatkunden, sondern auch für medizinische Forschung und Pharmakooperationen genutzt werden.

Mit innovativem Marketing und prominenter Unterstützung – etwa durch Oprah Winfrey – gewann 23andMe rasch an Bekanntheit. 2017 erhielt das Unternehmen als eines der ersten eine FDA-Zulassung für die Analyse genetischer Gesundheitsrisiken. Der nächste große Schritt folgte 2021: Durch die Fusion mit der SPAC VG Acquisition Corp. von Richard Branson ging 23andMe an die Börse und wurde zunächst mit rund 3,5 Milliarden US-Dollar bewertet.

Herausforderungen und wachsender Gegenwind

Doch schon bald mehrten sich die Probleme. 23andMe stand in der Kritik, da genetische Gesundheitsanalysen nur begrenzt aussagekräftig seien. Regulierungsbehörden griffen ein, und 2013 untersagte die FDA zunächst Teile des Geschäftsmodells. Erst nach einer Neuausrichtung konnte das Unternehmen wieder wachsen, doch das Geschäftsmodell blieb anfällig: Die Nachfrage nach DNA-Tests stagnierte, während die langfristige Monetarisierung genetischer Daten schwierig blieb.

Ein schwerer Rückschlag ereignete sich 2023, als ein Cyberangriff die persönlichen Daten von knapp sieben Millionen Kunden kompromittierte. Das Vertrauen in die Datensicherheit des Unternehmens schwand rapide, und es folgten zahlreiche Klagen sowie eine sinkende Kundenbasis.

Aktienkurs im freien Fall

Nach dem Börsengang 2021 verzeichnete 23andMe zunächst steigende Kurse. Doch bereits 2022 setzte eine Abwärtsspirale ein. Der Kurs, der einst bei über 13 US-Dollar lag, fiel nach dem Datenleck 2023 auf unter 2 US-Dollar. Bis März 2025 notierte die Aktie schließlich unterhalb der 1-Dollar-Marke – ein klares Zeichen für das nachlassende Vertrauen der Investoren.

Insolvenz und Restrukturierungsversuch

Im Januar 2025 kündigte 23andMe an, strategische Optionen zu prüfen, um seine Liquidität zu sichern. Doch die Maßnahmen reichten nicht aus. Am 23. März 2025 stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag nach Chapter 11, um seine verbleibenden Vermögenswerte zu restrukturieren oder zu veräußern. Gleichzeitig trat Mitgründerin Anne Wojcicki als CEO zurück, während Finanzchef Joe Selsavage übergangsweise die Führung übernahm.

Fazit

Der Fall 23andMe zeigt eindrucksvoll, wie schnell sich der Hype um Technologieunternehmen in Ernüchterung wandeln kann. Trotz eines innovativen Geschäftsmodells und hoher Anfangsinvestitionen scheiterte das Unternehmen letztlich an regulatorischen Herausforderungen, Datenschutzproblemen und einem nicht nachhaltigen Geschäftsmodell. Die Insolvenz dürfte den Biotech-Sektor nachhaltig beeinflussen – insbesondere im Bereich der kommerziellen DNA-Tests.

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