Gestern konnte Airbus feierlich sein erstes Flugzeug aus US-Produktion übergeben. Das neue Werk in Alabama bedeutet für den beheimateten Konkurrenten Boeing ernste Probleme. Zwar sind die amerikanischen Fluggesellschaften dem Flugzeugbauer treu, aber wie lange noch?
Boeing dank Airbus unter Zugzwang
Die Europäer haben mit ihren Jets in den USA Fuss gefasst. Dort wo Boeing bislang seinen Heimvorteil unangefochten ausspielen konnte. Die Gesellschaft JetBlue hat gestern ihren ersten Airbus A321 erhalten und dieser rollte in Alabama vom Band. Der Anfang ist gemacht und nun will Airbus auf amerikanischem Boden so richtig abheben. Jetzt heisst es Seattle vs. Toulouse in den USA.
«Wir hoffen, dass wir den US-Marktanteil auch mit Hilfe des neuen Werks auf 50 Prozent steigern können», erklärte Airbus-Chef Fabrice Brégier im vergangenen Herbst. Dieser Ansage folgten dann auch reale Aufträge und damit gewann Airbus plötzlich 20 Prozent der Marktanteile hinzu. Momentan steht das Unternehmen bei 40 Prozent. Der Schein trügt aber, denn der rasante Gewinn ist das Resultat jahrelanger Vorarbeit.
Es war schwierig gewesen das Vertrauen der US-Fluglinien zu erhalten. Sie hatten sich auf Boeing eingeschworen, der 1997 auch noch McDonnel Douglas als einzigen Mitbewerber in der Heimat übernahm. Doch Airbus weiss schon um die Notwendigkeit sehr hartnäckig bleiben zu müssen. In Japan dauerte es Jahrzehnte bis Boeing einen Teil des Kuchens abgeben durfte.
Amerika der Wachstumsmarkt #1
Kein anderes Land benötigt so viele Maschinen für seinen Flugverkehr. Vor allem der Standardrumpf mit nur einem Mittelgang und sechs Sitzen rechts wie links sind dort sehr beliebt. Analysten erwarten einen Bedarf von 5.000 neuen Jets innerhalb der nächsten 20 Jahre. Da will Airbus natürlich ein paar Aufträge mitnehmen und deshalb wurde das Werk in Alabama erbaut. Weltweit sollen es sogar über 32.000 Maschinen in diesem Zeitraum sein, so John Leahy, Verkaufschef bei Airbus.
Boeing benötigt nun einen Plan B und dieser heisst „MAX“. Doch dieses Modell befindet sich noch in der Erprobungsphase. Airbus kann seinen „Neo“ hingegen schon nächstes Jahr der Lufthansa übergeben. Ausserdem liegen beim europäischen Hersteller mehr Aufträge auf dem Tisch.