Ende 2020 schaffte es Großbritannien dann doch: Der EU-Ausstieg bekam sein Rahmenwerk und alle waren einverstanden. Zumindest in der Politik und in London ließen sich die Entscheidungsträger für ihren „fantastischen Brexit-Deal“ feiern. Dass dies bloßes Wunschdenken war, zeichnet sich nun zunehmend ab. Denn die Realität sieht ganz anders aus. Hätten die Politiker mehr auf ihre großen Wirtschaftsverbände hören sollen?
Übermäßige Bürokratie, Unklarheiten & Sorgen
Denn von dort ist nun, zwei Wochen nach dem Brexit, vieles zu hören. Jedoch nicht, dass alles reibungslos abläuft. Unternehmen wissen oftmals gar nicht, wo genau sie ansetzen sollen. Falls doch, schlägt ihnen eine Welle der Bürokratie entgegen, heißt es. Viel Papierkram und eine große Portion Unsicherheit darüber, wie es nun weiter gehen soll. Britische Unternehmer bitten schon jetzt um Nachverhandlungen, um aufzuräumen, was die politische Führung in London versäumt hat.
Das Chaos zeigt sich im Alltag und das bei besonders wichtigen Unternehmen. Denn die Lebensmittelversorgung schwankt, insbesondere in Nordirland.
Wie wird sich Großbritannien zur EU verhalten?
Ökonomen und Historiker können in diesen Tagen viele Zukunftsszenarien für Großbritannien schreiben. Unwahrscheinlich ist, dass London Europa gänzlich den Rücken zuwendet. Es gab schon einmal die Zeit, da priorisierte die britische Politik den Außenhandel mit anderen Kontinenten.
Mit seiner erneut gewonnenen Unabhängigkeit, könnte das Vereinigte Königreich seine Alleinstellungsmerkmale heraus arbeiten. Früher galt Großbritannien als Innovationsgigant und trieb die Industrialisierung in Europa voran. Was heute, angesichts der großen Konkurrenz aus den USA und dem Fernen Osten, schwer vorstellbar ist.
Wichtig wäre, dass sich Großbritannien keinesfalls eine komplette Kehrtwende von der EU vollzieht. Viele Unternehmen sind auf genau diese Handelsbeziehungen angewiesen. Schlimmstenfalls könnte es sonst zu einer Spaltung des Vereinigten Königreichs kommen.
Wie sich jedoch alles im Detail gestaltet, ist vollkommen ungewiss. Ein solches Szenario gab es in der britischen Geschichte bislang nicht. Womöglich schließen sich sogar noch weitere Länder an und beantragen ihren EU-Austritt.