Der Wachstums-Boom in China ist vorüber, langsam tritt Ernüchterung auf dem Markt ein. Chinas Premier Li Keqiang senkt das Ziel und damit auch den Leitzins. Dieser Schritt sei notwendig um die Wirtschaft stabil zu halten.

Zweite Senkung in drei Monaten

Lange Zeit war China ein brummender Markt mit hohen Wachstumsraten, starken Zinsen und somit lukrativ für viele Anleger, Unternehmen und Devisenhändler. Die erste Lockerung der Geldpolitik vor drei Monaten hat noch nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Der Markt passt sich weiter der neuen Situation an, der Leitzins folgt. Ministerpräsident Li Keqiang hat das Ziel auf „nur noch“ sieben Prozent herabgesetzt. In 2014 waren es auch schon 7,4 Prozent gewesen und damit wuchs die chinesische Wirtschaft so wenig wie seit 24 Jahren nicht mehr.

Irgendwie steht der Fuss auf der Wirtschaftsbremse, aber niemand hat an das ewige Hoch geglaubt. «Wir sind mit grossem Abwärtsdruck konfrontiert. Die Geldpolitik darf nicht zu locker, aber auch nicht zu eng sein“, soll ein enger Vertrauter des Premier gegenüber der Nachrichtenagentur dpa gesagt haben. Die Folge ist eine Senkung um 0,25 Prozent, sowohl beim Einlagenzins (2,50%), als auch beim Ausleihungszinssatz (5,32%).

Wie geht es weiter?

Darüber wird Li Keqiang an diesem Donnerstag aufklären. Dann findet die Jahrestagung des Volkskongresses statt. Es geht um die Wirtschaftspolitik für das laufende Jahr und die nahe Zukunft danach. Der Markt darf „nicht an Dampf verlieren“, heisst es. Das zweistellige Wachstum ist nun eine Illusion, aber es geht auf jeden Fall positiv weiter.

Die Resonanz auf Chinas geringeres Wachstum und die Aussichten sind unterschiedlich. Mancherorts gibt es leichte Verbesserungen, zum Beispiel im verarbeitenden Gewerbe. Dagegen spricht der geschwächte Konsum eigener Produkte und weniger Exporte. Die Preise für chinesische Erzeugnisse fielen nun schon 34 Monate in Folge. Im Januar wurde 3,2 Prozent weniger ins Ausland verkauft. Die Zeiten des lukrativen Wohnungsmarktes scheinen auch vorerst beendet zu sein. Staatsrat-Forscher Zhang Liqun spricht von einer „neuen Normalität“ an die sich gewöhnt werden müsse. «Deswegen ist eine Senkung des Wachstumsziels notwendig.“