Eine Marke, die Kindheit prägte

Del Monte — der Name weckt Erinnerungen. Für viele, die in den 70er- oder 80er-Jahren aufwuchsen, gehörten die Dosenananas und der süße Früchtecocktail einfach dazu. Damals war frische Ananas kaum erhältlich, und Del Monte galt als Inbegriff von Exotik im Supermarktregal.

Die Geschichte von Del Monte beginnt bereits 1886 in Kalifornien. Die Marke erschien erstmals 1892 auf Konservendosen und wuchs in den folgenden Jahrzehnten zu einem internationalen Giganten. Doch die Reise war alles andere als geradlinig.

Von der Expansion zur Zersplitterung

Del Monte expandierte über Jahrzehnte, erwarb Plantagen und baute ein weltweites Logistiknetz. Die Marke durchlief jedoch zahlreiche Besitzerwechsel. In den 1970er-Jahren gehörte Del Monte kurzzeitig zu R.J. Reynolds, später folgten mehrere Private-Equity-Firmen. Mit jedem Wechsel rückte die kurzfristige Rentabilität stärker in den Vordergrund, während die nachhaltige Markenpflege vernachlässigt wurde.

Ein weiterer Bruch: Die Marke wurde geografisch aufgeteilt. Heute existieren Del Monte Foods (USA), Fresh Del Monte Produce (global) und Del Monte Pacific (Philippinen/Asien) als getrennte Unternehmen. Diese Fragmentierung schwächte die globale Markenstrategie und führte zu unterschiedlichen Erfolgsbilanzen.

Frisch schlägt Konserve

Während Del Monte einst mit Dosenfrüchten boomte, änderten sich die Essgewohnheiten dramatisch. Bessere Logistik, steigende Nachfrage nach frischer Ware und ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein ließen die Konserve alt aussehen. Verbraucher griffen lieber zu frischen Ananas und Mangos als zur süßen Dosenvariante.

Das Ergebnis: Sinkende Umsätze, schrumpfende Margen und eine zunehmende Abhängigkeit von Preispromotions.

Das Kapitel 11 – der Tiefpunkt in den USA

2025 meldete Del Monte Foods in den USA Insolvenz nach Chapter 11 an. Die Schuldenlast war erdrückend, die Kosten explodierten und die Nachfrage nach verarbeiteten Früchten brach weiter ein. Ziel der Anmeldung ist eine umfassende Restrukturierung, kein vollständiger Rückzug vom Markt.

Del Monte als Investment: Kein tropisches Paradies

Fresh Del Monte Produce (Ticker: FDP) ist seit 1997 an der NYSE gelistet und fokussierte sich stärker auf frische Produkte, darunter Bananen und Ananas. Auch hier blieben die
Ergebnisse jedoch weit hinter den Erwartungen vieler Investoren zurück. Über Jahre bewegte sich die Aktie in engen Bahnen, große Kurssprünge blieben aus. Der Fokus lag eher auf Dividendenrenditen als auf Kursgewinnen.

Für Investoren war Del Monte somit eher ein Symbol für ein defensives, dividendenorientiertes Investment als ein Wachstumstreiber. Wer auf das klassische Dosenobst-Geschäft setzte, erlebte vor allem enttäuschende Jahre, geprägt von Übernahmen, Entflechtungen und schwachen Margen.

Eine Parallele zum Kaffee?

Ähnlich wie beim jüngsten Preisanstieg am Kaffeemarkt zeigt Del Monte eindrücklich, wie abhängig Lebensmittelkonzerne von globalen Trends und Konsumentenverhalten sind. Wer zu spät reagiert, verliert Marktanteile – egal, wie stark die Marke einst war.

Die Lehre: Selbst Ikonen müssen sich permanent erneuern. Markenstärke allein reicht nicht, wenn sie nicht mit Innovation, Flexibilität und dem Mut zur Veränderung verbunden wird.

Fazit

Del Monte verkörpert eindrucksvoll den Wandel der Konsumwelt – und die Risiken, die damit für Unternehmen und Anleger verbunden sind. Während früher die exotische Ananas in der Dose als Luxus galt, fordern Verbraucher heute frische, nachhaltige und gesunde Alternativen. Für Investoren zeigt sich einmal mehr: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

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