Der Euro geht auf dem Zahnfleisch, die Zinsen für Geldanlagen ebenso. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, hat nun seinen letzten Trick aus dem Hut gezaubert und die Börsianer stürzen sich darauf. Die EU-Länder sollen durch Anleihekäufe enorme Geldspritzen erhalten, zum Zweck einer stabileren Währung und besserem Wirtschaftswachstum. Ob das gut geht?

60 Milliarden pro Monat

Jetzt hat es Draghi ganz konkret gemacht, wobei viele wussten, dass es sein letztes Mittel sein werde. Anleihekäufe in Höhe von 60 Milliarden Euro pro Monat sind geplant. Das hat den Dax in kürzester Zeit auf ein Rekordhoch befördert. Die erste Party konnte bei 10.450 Punkten gefeiert werden und Draghi sicherte die Finanzpumpe bis zum Herbst 2016 zu. Dann soll die Inflation so stehen wie es sich die Währungshüter vorstellen. Das Preisniveau war in den letzten Monaten fast stagniert, statt langsam zu wachsen.

Doch was wird diese Milliardenspritze für Folgen haben? Nun sieht es für die nächsten anderthalb Jahre sehr gut aus, die Wirtschaft kann aus dem Vollen schöpfen. Schafft sie bis zum Herbst 2016 aber nicht den Ausgleich, kann sie das dann entstehende Loch nicht stopfen und es droht ein erneuter Verfall der Leistung. 700 Milliarden Euro pro Jahr aus den Käufen der Staatsanleihen sind zugesichert worden. Bleibt dieses Geld plötzlich aus, wird dies schwer zu kompensieren sein. Alternativen hatte Draghi scheinbar keine gesehen.

Dax: Nach kurzer Euphorie unentschlossen

Für Anleger bedeutet dies, dass sie nun auf einen vorerst stärkeren Euro hoffen können. Sehr interessant auch für Devisenhändler, doch es bleibt abzuwarten ob die Euphorie auch anhält. Die Achterbahnfahrt war gestern zu sehen. Erst ging es rauf auf fast 10.400 Punkte, ein neues Rekordhoch, dann der Abrutsch auf 10.250 und zum Nachmittag die Stabilisierung auf 10.350 Zähler. Den Euro hätte es eigentlich freuen sollen, doch im Vergleich zum Dollar von 1,16 auf fast 1,14 glatt deutlich an Wert. Börsianer müssen in diesen Tagen ganz genau die Entwicklung verfolgen und sich auf kurzfristige Entscheidungen einstellen. Stabil sieht anders aus, der Euro ist zu unsicher geworden, auch gegenüber anderen grossen Währungen.