Anfang Mai erklärte das größte soziale Netzwerk im Internet, dass es eine eigene Kryptowährung entwickeln will. Jetzt werden die Pläne von Facebook konkreter. Milliarden von Nutzern könnten „Libra“ auf der ganzen Welt verwenden. Geld zwischen Freunden transferieren und online shoppen, ja vielleicht sogar irgendwann im Einzelhandel damit bezahlen. Große Ziele, welche auch Bitcoin & Co verfolgen, aber bislang nur bedingt erreichen konnten.

Libra erhält gleichermaßen Zuspruch wie Kritik. Vor allem das klassische Banken- und Geldsystem spricht von nicht vorhersehbaren Folgen. Außerdem steht es um Facebooks Datenschutz alles andere als gut. Die wiederkehrenden Pannen schaffen kein Vertrauen. Doch wer mit Libra bezahlen wollte, müsste noch mehr von sich preisgeben.

Ernstzunehmende Konkurrenz für Banken?

Mark Zuckerberg möchte seine Alternative zu Dollar, Euro und anderen Währungen schaffen. Libra soll Milliarden von aktiven Facebook-Nutzern vereinen. Hierfür hat er sich wohl schon die Unterstützung von den Kreditkartengesellschaften Visa und Mastercard gesichert, heißt es. Wichtig sei Zuckerberg dabei, dass Libra vollwertig und weniger schwankungsanfällig sei. Als Überwachungsorgan nennt er eine unabhängige Stiftung, welche es noch in der Schweiz zu gründen gilt.

In der Praxis angekommen, soll Libra dann plattformübergreifend bei Facebook, Instagram und Whatsapp verwendet werden können. Nicht nur soll der Geldversand in Sekundenschnelle geschehen, Zuckerberg will auch die Kosten niedrig halten. Die stellen für Bitcoin und Altcoins derzeit ein großes Problem dar. Durch sein eigenes Netzwerk, müsste Libra erheblich weniger Gebühren verlangen. Zeitgleich würde Facebook eine neue Einnahmequelle schaffen, um nicht mehr so sehr von seinen Werbeeinblendungen abhängig zu sein.

Machtzuwachs für Facebook

Mit seiner eigenen Kryptowährung bedroht Facebook die Banken. Sie haben schon mit dem Bitcoin und über 200 Altcoins zu kämpfen, welche derzeit existieren. Das größte soziale Netzwerk würde dadurch auch einen Machtzuwachs erlangen.

Genau das spricht auch gegen Libra. Denn für den Geldtransfer und das Onlineshopping müsste Facebook noch mehr Daten sammeln. Kauf- und Zahlungsverhalten stellen wichtige Informationen dar, um Werbung zielgerichteter Ausspielen zu können. Womöglich stellt Facebook irgendwann sogar eigene Produkte zur Verfügung. Kein Wunder also, warum Nutzerdaten so extrem hoch gehandelt werden.

Gegner von Libra führen an, dass die digitale Währung keine staatliche Kontrolle „genießen“ würde. Sie unterstünde keiner Zentralbank und diese Unabhängigkeit birgt Gefahren. Gleichzeitig aber auch ein großes Potential, um das Geldsystem, wie wir es kennen, vielleicht für immer zu verändern.

Banken sorgen sich auch deshalb um die Marktmacht von Facebook, weil Sparer ihr Geld in Libra anlegen könnten. Dafür müssten Investoren ihre finanziellen Mittel aus Dollar, Euro & Co abziehen. Andererseits besteht die Chance, dass Libra in Ländern mit hoher Inflation für mehr Stabilität sorgen würde.