Die Inflation in Großbritannien ist im September stark auf 1,7 % gefallen, teilte das Office for National Statistics (ONS) am Mittwoch mit. Womit die Erwartungen für eine Zinssenkung der Bank of England im November steigen.
Zwei Zinssenkungen in 2024 denkbar
Die Kerninflation, die Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausschließt, lag für den Monat bei 3,2 %, nach 3,6 % im August. Die Preissteigerungen im Dienstleistungssektor, dem dominierenden Teil der britischen Wirtschaft, gingen im letzten Monat deutlich zurück und stiegen von 5,6 % im August auf 4,9 %. Damit liegt der Preis nun auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2022.
Die Kerninflation und die Dienstleistungsinflation sind wichtige Beobachtungspunkte für die Entscheidungsträger der Bank of England, welche bei ihrer Novembersitzung über eine erneute Zinssenkung nachdenken.
Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im November wird nun immer wahrscheinlicher. Wobei eine weitere Senkung im Dezember fast vollständig eingepreist ist. Analysten hatten am Dienstag erklärt, dass das vom ONS diese Woche gemeldete geringere Lohnwachstum für eine Zinssenkung spreche. Zwei weitere Senkungen um jeweils ein Viertelprozentpunkt in diesem Jahr würden den Leitzins der BOE auf 4,5 % bringen.
Neuer Tiefstand erreicht
Die britische Inflationsrate ist von einem Höchststand von 11,1 % im Oktober 2022 auf 1,7 % im September zurückgegangen.„Diese Zahlen geben die Gewissheit, dass Großbritannien dank niedrigerer Kraftstoffpreise in ein moderateres Inflationsumfeld eingetreten ist“, sagte Suren Thiru, Wirtschaftsdirektor des Institute of Chartered Accountants in England und Wales, in einer Mitteilung. Wobei der „bemerkenswerte Rückgang“ der Dienstleistungsinflation darauf hindeute, dass „der zugrunde liegende Preisdruck nachlässt“.
Thiru fügte jedoch hinzu, dass die britische Inflation ihren Rückgang im Oktober aufgrund einer Erhöhung der vom Regulierer festgelegten Energiepreisobergrenze umkehren könnte. Paul Dales, Chefökonom für Großbritannien bei Capital Economics, war ähnlich vorsichtig und wies darauf hin, dass ein großer Teil der unerwarteten Schwäche der Kerninflation und der Dienstleistungsinflation auf einen starken Rückgang der Flugpreiserhöhungen zurückzuführen sei. Die BOE werde daher wahrscheinlicher bei jeder zweiten Sitzung an den Senkungen um 25 Basispunkte festhalten, meinte Dales.