Der Internationale Währungsfonds warnte am Mittwoch, dass die weltweite Staatsverschuldung schlimmer sein könnte als die meisten denken. Er verwies auf die in die Höhe schießenden Haushaltsdefizite der USA und China.

100 Billionen US-Dollar

Die globale Staatsverschuldung wird bis Ende 2024 auf über 100 steigen, prognostizierte die Agentur in ihrem jährlichen „Fiscal Monitor“-Bericht. Bis zum Ende des Jahrzehnts schätzt der IWF, dass die globale Staatsverschuldung 100 % des weltweiten BIP erreichen wird. Die USA und China machen einen erheblichen Anteil der steigenden Staatsverschuldung aus. Würde man die beiden Länder aus den Berechnungen ausklammern, würde das Verhältnis der globalen Staatsverschuldung zum BIP um rund 20 % sinken.

„Die Staatsverschuldung könnte schlimmer sein, als sie aussieht“, sagte Vitor Gaspar, Direktor für Haushaltsangelegenheiten beim IWF. Er fügte hinzu, dass die Schuldenberechnungen der Regierungen unter einer optimistischen Tendenz leiden und zu Unterschätzungen neigen. Die Regierungen stehen laut dem Bericht vor einem „fiskalpolitischen Trilemma“. Das heißt, sie sind hin- und hergerissen zwischen der Notwendigkeit, mehr auszugeben, um Sicherheit sowie Wachstum zu gewährleisten – und dem Widerstand gegen höhere Steuern, während die öffentlichen Schuldenstände immer weniger tragbar werden, so der Bericht.

Die armen Länder in Subsahara-Afrika stehen am stärksten unter Druck, da sie einerseits mehr ausgeben müssen, um die Armut zu lindern, andererseits aber mit niedrigeren Steuermöglichkeiten und schlechteren Finanzierungsbedingungen zu kämpfen haben.

Zunehmende Unsicherheit über Zahlungsfähiekeit der Länder

Untragbare Schuldenstände setzen die Märkte der Länder dem Risiko eines plötzlichen Ausverkaufs aus, wenn die Anleger die Haushaltslage eines Landes als zu schlecht einschätzen. Diese Unsicherheit kann selbst in fortgeschrittenen Volkswirtschaften mit höherer Schuldentoleranz wie den USA und China zu einem Spillover-Effekt höherer Kreditkosten auf andere Volkswirtschaften führen.

Das US-Finanzministerium gab Anfang Oktober bekannt, dass das Haushaltsdefizit des Landes auf 1,833 Billionen Dollar gestiegen ist.Den höchsten Stand außerhalb der Pandemie-Ära. In den letzten Jahren standen die USA vor mehreren Regierungsstillständen, da die Politiker angesichts wachsender Bedenken hinsichtlich der Haushaltslage des Landes immer mehr über staatliche Finanzierungsgesetze stritten.

In seinem im August veröffentlichten Länderbericht zu China unterstrich der IWF die übergroße Rolle der Ausgaben der lokalen Regierungen bei dem hohen Haushaltsdefizit des Landes. Zwar wurde festgestellt, dass die Ausgaben der lokalen Regierungen im Jahr 2023 tatsächlich zurückgingen, die Auswirkungen wurden jedoch durch geringere Einnahmen aus erweiterten Steuererleichterungen ausgeglichen.