Am 20. März 2025 berichtete Kapital24.ch über die bevorstehenden Börsengänge von Klarna und weiteren europäischen IPO-Kandidaten. Damals deuteten erste Marktsignale auf ein wachsendes Interesse institutioneller Anleger hin – insbesondere bei technologiegetriebenen Geschäftsmodellen, wie dem des schwedischen Fintechs. Doch kaum vier Wochen später zeigt sich: Die Rahmenbedingungen haben sich erneut verschärft – und sorgen für Zurückhaltung auf breiter Front.

Der IPO-Markt im Frühjahr 2025 zeigt sich weiter angespannt. Mit Klarna und Stada verschieben gleich zwei Unternehmen mit hoher Marktrelevanz ihre geplanten Börsengänge. Beide gelten als potenzielle Schwergewichte im europäischen Kapitalmarktumfeld, doch das derzeitige makroökonomische Klima zwingt selbst etablierte Namen zur Zurückhaltung.

Klarna reagiert auf Unsicherheit in den USA

Klarna, das schwedische Fintech-Unternehmen, hatte sich für seinen Börsengang die US-Technologiebörse Nasdaq ausgesucht. Nach einer Bewertung von rund 46 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 war die Erwartung zuletzt auf realistischere 15 bis 20 Milliarden gesunken – dennoch galt das Listing als Lackmustest für den Zustand des Tech-Segments an den Kapitalmärkten.

Das Unternehmen wollte mit frischem Kapital seine Position im internationalen Zahlungsverkehr weiter ausbauen und neue Märkte erschließen. Doch geopolitische Spannungen, darunter neu verhängte Zölle und wachsende regulatorische Risiken in den USA, haben das Momentum abrupt abgebremst. Hinzu kommen Zinssorgen, die besonders technologieorientierte Geschäftsmodelle empfindlich treffen. Klarna hat deshalb entschieden, den IPO vorerst auf Eis zu legen – nicht aus strategischer Schwäche, sondern aus taktischem Kalkül.

Stada: Wachstumsstory trifft auf Investoren-Zurückhaltung

Auch Stada, einer der traditionsreichsten Pharmahersteller Europas, verschiebt seinen geplanten Börsengang. Das Unternehmen befindet sich seit 2017 im Besitz der Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven. Ein Börsengang war lange als Exit-Strategie vorgesehen – begleitet von ambitionierten Plänen zur internationalen Expansion und Digitalisierung des Produktportfolios.

Trotz stabiler Umsätze und guter Perspektiven im Generikamarkt reagiert Stada nun ebenfalls auf das angespannte Marktumfeld. Investoren zeigen sich derzeit zögerlich gegenüber Neulistings, insbesondere im defensiven Gesundheitssektor, der in den letzten Quartalen überdurchschnittlich performt hat und somit Bewertungsdruck aufbaut. Das Ziel, einen attraktiven Preis zu erzielen, ist unter den aktuellen Bedingungen nur schwer erreichbar. Eine Verschiebung auf den Herbst soll Spielraum für ein stabileres Marktumfeld schaffen.

Der IPO-Markt 2025: Viel Potenzial, wenig Sichtbarkeit

Die Verschiebung beider Börsengänge steht exemplarisch für ein grösseres Problem: Die Schere zwischen Marktpotenzial und Investorenvertrauen klafft zunehmend auseinander. Während viele Unternehmen mit gesunden Fundamentaldaten und klaren Wachstumsmodellen bereit für den Kapitalmarkt wären, fehlt es an Visibilität und Risikobereitschaft auf Investorenseite.

Zentralbanken zeigen sich weiterhin restriktiv, geopolitische Spannungen verunsichern die Märkte, und das Anleiheumfeld bindet Kapital, das sonst in Aktienallokationen fließen könnte. Gerade Unternehmen mit innovativen, aber erklärungsbedürftigen Geschäftsmodellen stehen vor der Herausforderung, nicht nur Kapital zu suchen, sondern Vertrauen zu gewinnen. Der Weg zur Börse wird dadurch länger, selektiver – und strategisch komplexer.

Fazit: Geduld statt Aktionismus

Klarna und Stada demonstrieren, dass eine starke Marktposition allein nicht ausreicht, um einen erfolgreichen IPO durchzuführen. In einem Umfeld erhöhter Unsicherheit und schwindender Liquidität ist strategisches Timing entscheidend. Beide Unternehmen zeigen mit ihrer Entscheidung nicht Schwäche, sondern Weitblick: Ein unpassender Zeitpunkt kann langfristig teurer werden als eine Verschiebung.

Wer verstehen will, wie IPO-Prozesse funktionieren, welche Branchen derzeit im Fokus stehen und welche Faktoren den Markt in den kommenden Monaten beeinflussen werden, kontaktiert das Team von Kapital24.ch