Microsoft hat vermutlich gegen das Kartellrecht der Europäischen Union verstoßen, indem es seine Software „Teams“ mit seinen anderen beliebten Anwendungen für Unternehmen bündelt. So erklärten es EU-Beamte am Dienstag. Bestätigen sich die vorläufigen Ergebnisse einer EU-Untersuchung, könnte dies zu einer Geldstrafe von bis zu 10 % des weltweiten Umsatzes von Microsoft führen.

Strafe von $211 Mrd. steht im Raum

Dieser belief sich im letzten Geschäftsjahr auf 211 Milliarden Dollar belief. Die Ankündigung erfolgt einen Tag, nachdem EU-Regulierungsbehörden Apple beschuldigt haben, gegen den wegweisenden Digital Markets Act verstoßen zu haben. Ein bahnbrechendes Gesetz, das nach seinem Inkrafttreten im März große Veränderungen auf dominanten Technologieplattformen erzwang. Apple muss deswegen ebenfalls mit einer hohen Geldstrafe rechnen, wenn sich die Vorwürfe bestätigen.

Die Maßnahmen der EU könnten zu Änderungen in der Art und Weise führen, wie Hunderte Millionen Europäer auf Dienste auf einigen der größten digitalen Plattformen der Welt zugreifen. Was einen großen Vorstoß der europäischen Gesetzgeber widerspiegelt, die Macht der Big Tech einzuschränken.

Die Europäische Kommission leitete vor fast einem Jahr eine Untersuchung der Softwarepraktiken von Microsoft ein, nachdem 2020 die cloudbasierte interne Messaging-App Slack, die jetzt Salesforce (CRM) gehört, eine Beschwerde eingereicht hatte. Slack behauptete, Microsoft habe Teams einen unfairen Vorteil verschafft, indem es automatisch in seine Office-Software einbezog und Slack damit die Möglichkeit verwehrte, unter gleichen Bedingungen zu konkurrieren.

Die Europäische Kommission teilt die Sorgen von Slack. „Wir sind besorgt, dass Microsoft seinem eigenen Kommunikationsprodukt Teams einen unangemessenen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten verschaffen könnte, indem es an seine beliebten Produktivitätssuiten für Unternehmen bindet“, sagte EU-Wettbewerbschefin Margrethe Vestager in einer Erklärung.

So lief es in der Praxis bei Microsoft ab

Laut der Kommission hat Microsoft Kunden zum Erwerb von Teams gezwungen, indem es das Tool automatisch in seine Office 365- und Microsoft 365-Suiten einbezog.

„Die Wahrung des Wettbewerbs für Tools für Fernkommunikation und -zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, da sie auch Innovationen auf diesen Märkten fördert. Sollte sich das Verhalten von Microsoft bestätigen, wäre es nach unseren Wettbewerbsregeln illegal.“

Der Vorsprung des Unternehmens gegenüber seinen Konkurrenten „könnte durch Interoperabilitätsbeschränkungen zwischen den Konkurrenten von Teams und den Angeboten von Microsoft noch verstärkt worden sein. Das Verhalten könnte die Mitbewerber von Teams daran gehindert haben, zu konkurrieren und dadurch Innovationen zu entwickeln, was zum Nachteil der Kunden war“, so die Kommission.

Microsoft kündigte letztes Jahr an, die Bündelungspraxis von Teams in Europa einzustellen, und weitete diese Verpflichtung im April weltweit aus. Die Kommission sei dennoch der Ansicht, dass „weitere Änderungen am Verhalten von Microsoft erforderlich sind, um den Wettbewerb wiederherzustellen“.