Das Streaming von Filmen und Serien ist nicht mehr wegzudenken. Netflix gilt hierbei als Branchenpionier. Lange Zeit genoss das Unternehmen aus Kalifornien einen schwachen Wettbewerb. Mittlerweile holt die Konkurrenz auf und alle teilen sich gemeinsam eine zahlungskräftige Zielgruppe. Dabei kämpft Netflix mit den Problemen des Account-Sharings. Gleichzeitig verabschiedet sich der Dienstleister von seinen berühmten roten Briefen.

Lange geduldete Trittbrettfahrer

Viele Streamingdienste haben beim Teilen von Login-Daten lange Zeit ein Auge zugedrückt. Mit dem Hintergedanken, auf diese Weise möglichst schnell zu wachsen. Für Netflix und einige andere hat dies wunderbar funktioniert. Doch so entstanden stark geschönte Zahlen, die nur zum Teil mit Umsätzen untermauert wurden.

Für Netflix ist dieser Umstand zu einem ernstzunehmenden Problem herangewachsen. Momentan zahlen etwa 232 Millionen Kunden ihr monatliches Abo. Der Konzern geht davon aus, dass weitere rund 100 Millionen Haushalte das Account-Sharing ausnutzen. Netflix könnte also deutlich mehr Einnahmen generieren und versucht nun, dem entgegenzusteuern.

Bis Ende Juni möchte Netflix entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Nutznießer in zahlende Kunden zu verwandeln. Vorerst sollen nur die größten Märkte davon betroffen sein. Also die USA und viele Länder in Europa. Dabei achtet das Portal künftig genauer auf den Standort des Nutzers. Fortan sollen nur noch die Personen innerhalb des Haushalts denselben Account verwenden dürfen. Wer von außerhalb auf das Konto zugreift, dürfte dann keinen Zugriff mehr auf die Inhalte haben.

Diese wichtige Maßnahme für das Unternehmen und seine Anleger sollte schon viel früher in Kraft treten. Erste Versuche wurden zwischenzeitlich wieder auf Eis gelegt. Es gab Schwierigkeiten – unter anderem für Reisende, die ihren Account auch im Urlaub nutzen wollten. In einigen Wochen soll die Umstellung dann aber nahtlos funktionieren, um die unerwünschte Mehrfachnutzung zu unterbinden.

Keine roten Umschläge mehr

Heute nicht mehr vorstellbar: Vor knapp25 Jahren funktionierte das Ausleihen von Filmen und Serien noch über den Postversand. Lange Zeit verschickte Netflix dazu leuchtend rote Umschläge. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Das 1997 gegründete Unternehmen wird Ende September seine letzten DVDs an Kunden schicken. Viele andere Dienstleister haben ihre Leihvideos per Post schon längst eingestellt. Ein Relikt aus früheren Zeiten, ähnlich den Videotheken.

Für Netflix ist es ein Stück Tradition, die nun einer simplen Kosten-Nutzen-Rechnung weichen muss. Die Umsätze mit den roten Umschlägen sind seit Jahren rückläufig und machen heute nicht mal ein Prozent der Gesamteinnahmen aus.