Nicht nur die meisten Wertpapiere steigen schier unaufhaltbar, auch das schwarze Gold legt zu. Zwar besteht zwischen Ölpreis und Leitzinsen kein direkter Zusammenhang, aber die beiden Werte orientieren sich aneinander. Denn kurz vor der Finanzkrise in 2009 standen die Zinsen sehr hoch, der Ölpreis ebenfalls. Seitdem kämpfen alle um die Genesung. Diese nimmt nun langsam Fahrt auf.
USA hebt Zinsen an – Wann folgt die EU?
Die Nordseesorte Brent kratzt an den 70 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Rohöl ist damit so teuer wie zuletzt vor drei Jahren. Insgesamt rechnet man deshalb mit einem wirtschaftlich starken Jahr, wenn der Ölpreis sein Niveau halten oder gar verbessern kann. Demnach ist auch mit einem Anziehen und Stabilisieren der Inflation zu rechnen. Ein sehr wichtiges Kriterium, wenn es darum geht wie Währungshüter ihre Geldpolitik einschätzen.
In den USA erfreuen sich Unternehmen und Bürger über schrittweise steigende Zinsen. Europa soll bald nachziehen. Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) wird dabei immer größer. Leider will Präsident Mario Draghi immer noch nichts davon wissen.
Doch der Ölpreis treibt die Konjunktur an und hoffentlich bewirkt es das, was sich viele wünschen: Ein Ende der Durststrecke dieser Nullzinspolitik. Banken müssen zurzeit sogar Negativzinsen zahlen, wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank parken.
Zu hohe Inflation als Gefahr
Langfristig strebt die EZB eine Teuerungsrate von knapp 2,0 Prozent an. Darüber hinaus sollte sie sich nicht entwickeln, weil dann ein Überhitzen der Märkte droht. Dem kann entgegen gewirkt werden, indem klassische Geldanlagen wieder an Attraktivität gewinnen.
Dr. Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank: sagt dazu: „Kommt es in diesem und im nächsten Jahr zu der von vielen Volkswirten erwarteten globalen Konjunkturdynamik, so ist auch mit einem erhöhten Inflationsrisiko zu rechnen, was die EZB zu einer Beendigung ihres Aufkaufprogramms in 2018 sowie zur Abkehr von der negativen Zinspolitik bewegen sollte. Weitere Schritte der EZB hängen dann von der weiteren realwirtschaftlichen Entwicklung ab.“
Sinkende Lagerbestände, die attackierte Pipeline in Libyen, Probleme am Niger-Delta und andere Nachrichten, sorgen für steigende Ölpreise. Andererseits könnte die USA ihre Gewinnung aus Schiefergestein schnell erhöhen, wenn der Bedarf existiert. In 2018 sollte die steigende Nachfrage dem aber ausreichend entgegenwirken.