Der Energieversorger RWE muss erstmalig in seiner Geschichte die Erwartungen bremsen. Viel mehr noch, die negativen Prognosen von Analysten scheinen nun bestätigt. Die Schuld schiebt RWE dafür den Folgen der Energiewende in die Schuhe. Zudem belasten die Abschreibungen der konventionellen Kraftwerke die Bilanz sehr.
Optimismus fehl am Platz
Bislang hielt RWE den zweiten Platz unter den deutschen Versorgern, nun nagen Schwankungen am Optimismus. Der starke Fokus auf fossile Brennstoffe könnte nun im Zuge der Energiewende den Genickbruch bedeuten. Konventionelle Kraftwerke verlangen mehrere Milliarden an Abschreibungen. Die steigende Konkurrenz durch Sonnen- und Windenergie trägt ihr Übriges dazu bei. Die selbst aufgestellte Prognose erhielt nun noch einmal Rückenwind: Das operative Ergebnis wird ein Minus hervorbringen.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies 2,8 Milliarden Euro Verluste. Die 1,3 Milliarden Euro Gewinn aus dem Vorjahr sind damit verpufft. Realistisch betrachtet, könnte dies nur ein zeitweiliges Tief für RWE sein, denn der Umsatz selbst stieg leicht auf 54,07 Milliarden an. (53,22 Milliarden im Vorjahr) Der Gewinn wäre entsprechend höher ausgefallen als im Vorjahr, wenn nicht fast fünf Milliarden Euro an Abschreibungen fällig geworden wären. Dies ist die Summe wenn nicht nur der deutsche Bereich, sondern auch die 800 Millionen Euro aus den Niederlanden, hinzugezählt werden. Erneuerbare Energien liegen im Trend, den RWE zum Grossteil verpasst hat. Gas- und Kohlekraftwerke dienen mittlerweile nur noch als Lückenfüller, wenn Wind und Sonne gerade ihren Dienst versagen.
Verzerrung der Entwicklung
Das hoffentlich nur kurzfristige Tief aus den obigen Zahlen täuscht. Von den gestiegenen Umsätzen muss noch die Einmalzahlung des Gaskonzerns Gazprom aus Russland abgezogen werden. Realistisch betrachtet kann mit einem Betriebsergebnis von maximal 4,9 Milliarden Euro gerechnet werden. Hinzu kommt der Schuldenberg von 30 Milliarden Euro, an dessen Schrumpfung nicht einmal Konzernchef Peter Terium glaubt. Dafür hagelt es mächtig Kritik, vor allem für den verpassten und dezentralen Einstieg in die Energiewende.