Von der Hardware zur Software, Siemens strukturiert sich massiv um. Für die kommenden Jahre will der IT-Konzern eine komplett neue Aufstellung schaffen. Das Kerngeschäft soll künftig mit Softwares betrieben werden. Dafür kauft der Münchner Konzern kräftig in diversen Sparten ein. Ein Ende der Shoppingtour ist dabei noch nicht in Sicht.
200 Jahre der Anpassungen
Mittlerweile kann Siemens fast seinen 170. Geburtstag feiern. Mehrere Generationen lang wurde das Unternehmen groß aufgebaut, musste sich aber auch immer wieder neu orientieren. Genau vor so einem Scheideweg scheint man nun abermals zu stehen. Was früher die Telekommunikation war, ist heute das Softwaregeschäft. Das lässt Vorstandschef Joe Kaeser deutlich erkennen. Alte Technologien will man weitestgehend abtrennen.
Kaeser spricht dabei von der „Industrie 4.0“, wie sie derzeit von verschiedenen Branchen in Angriff genommen wird. Siemens soll dabei eine führende Rolle spielen, um die digitale Wirtschaft voranzutreiben. Die letzten Jahre waren von zahlreichen Firmenkäufen geprägt. Richtig teuer war die Investition in Mentor Graphics, einem Entwicklungsspezialisten für Software aus den USA. (Kostenpunkt: 4,5 Milliarden US-Dollar)
Früher benötigte Siemens vor allem Physiker und Ingenieure. Heute sind es Programmierer und Designer. Mehr als 17.500 Angestellte arbeiten schon als Software-Entwickler für Siemens. Kaeser sieht hier einen sehr wichtigen Schritt, weil er sich des kommenden Wandels in der digitalen Geschäftswelt bewusst ist. Schließlich schläft die Konkurrenz ebenfalls nicht. Industriezweige zu „digitalisieren“, das sei nun der wichtigste Fokuspunkt im Unternehmen.
Unabhängig von anderen sein
Und genau deswegen investiert Siemens so massiv in Softwarefirmen. Schließlich wolle man diesen schnell wachsenden Markt mitnehmen und Produkte aus eigener Hand anbieten können. Aktuell liegt der Umsatz bei 4,3 Milliarden Euro, wenn es um die Softwares geht. Das macht momentan nur einen Bruchteil der 80 Milliarden Euro aus, doch das wird sich ändern.
Schneller als jeder andere Geschäftszweig, wächst das Potential der Digitalisierung. Im vergangenen Geschäftsjahr legte sie 12 Prozent zu. Geworben wird mit einer effizienteren Arbeitsweise. Das wiederum bedeutet weniger Ausfall und mehr Gewinn. Hierfür werde man noch weitere Firmen aufkaufen, so Kaeser.