Als im Spätsommer letzten Jahres die Inflation in den USA ein Rekordhoch erzielte, ging die Federal Reserve von einem kurzfristigen Phänomen aus. Doch die Teuerungsrate blieb in den darauf folgenden Monaten weiterhin hoch. Jetzt ist sie erstmalig seit dem August 2021 gefallen. Verbraucher und Anleger hoffen auf den Beginn einer zunehmenden Entspannung. Zeitgleich fasst die Europäische Zentralbank (EZB) eine langersehnte Anhebung des Leitzinses ins Auge.

Inflation von 8,3 Prozent

Es handelt sich nur um eine minimale Abschwächung. Die US-Inflation fiel im April von 8,5 auf 8,3 Prozent. Das Arbeitsministerium gab diese Erleichterung für alle Waren und Dienstleistungen in den Vereinigten Staaten bekannt. Viele Ökonomen hatten mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Im März hatte die Teuerungsrate ihren bislang höchsten Stand seit 1981 erreicht.

Ob sich die Teuerungsrate weiter abschwächt, steht derzeit in den Sternen. Faktoren wie der Ukraine-Krieg und anhaltende Lieferengpässe sprechen dagegen. Ebenso sinken die Energiekosten nicht schlagartig, falls überhaupt. Die Notenbank Fed hat deshalb mehrere Zinssprünge für 2022 anvisiert. Anfang des Monats haben sie sich auf eine Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent geeinigt. Eine so starke Erhöhung auf einen Schlag gab es zuletzt vor 22 Jahren.

EZB fasst höheren Leitzins ins Auge

Mit Nullzinsen hat sich die Europäische Zentralbank in den letzten Jahren nicht nur Freunde gemacht. Klassische Geldanlagen wurden wertlos, geliehenes Geld dafür unglaublich günstig. Die hohe Inflation hat ebenso Europa erreicht und der Zinsdruck seitens der USA bleibt nicht unbemerkt. Deshalb erwägt EZB-Chefin Christine Lagarde eine erste Zinsanhebung im Sommer.

Konkret soll es im Juli geschehen. Parallel dazu enden vermutlich die Anleihekäufe mit dem Einstieg ins dritte Quartal. Seit dem März 2016 steht der Leitzins bei null Prozent. Diese Strategie veranlasste viele Geldhäuser dazu, Negativzinsen in irgendeiner Formen zu verlangen. Zugleich führten fast alle Banken und Sparkassen Gebühren für die Kontoführung ein. Traditionelle Sparer mussten sich deshalb neu orientieren und nicht wenig führte die Suche an die Börse.

Am 9. Juni 2022 kommen die Notenbanker der EZB wieder zusammen. Dann schon könnte eine Entscheidung zur kurzfristigen Geldpolitik stehen. Das übernächste Treffen steht für den 21. Juli an.