Die Bundesregierung der Vereinigten Staaten schloss ihr Geschäftsjahr im September mit einem Defizit von knapp 1,7 Billionen US-Dollar ab, wie das US-Finanzministerium am Freitag mitteilte. Tatsächlich hatten einige Ökonomen mit einer noch schlechten Bilanz gerechnet. Doch das riesige Schuldenloch der US-Regierung blieb zumindest deutlich unter den vorhergesagten 2 Billionen US-Dollar. In Wirklichkeit war es ein Defizit von „nur“ 1,695 Billionen US-Dollar.

Schuldenberg wächst um $320 Milliarden

Dies entspricht einem Anstieg von etwa 320 Milliarden US-Dollar oder 23,2 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2022. Das enorme Defizit entstand, als die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 457 Milliarden US-Dollar zurückgingen und die Ausgaben nur um 137 Milliarden US-Dollar sanken.

Diese Zahl ist seit dem ersten Quartal 2020, als die Covid-19-Pandemie zuschlug und die Regierung in einen Kaufrausch trieb, um den der Wirtschaft zugefügten Schaden auszugleichen, um mehr als 10 Billionen US-Dollar gestiegen.

Das Haushaltsdefizit trägt zur erschütternden Gesamtverschuldung der USA bei, die sich Anfang dieser Woche auf 33,6 Billionen US-Dollar belief. Das Defizit wurde etwas gemildert, als der Oberste Gerichtshof die Bemühungen von Präsident Joe Biden, milliardenschwere Studienkreditschulden zu tilgen, für nichtig erklärte.

Von den Staatsausgaben im vergangenen Jahr entfielen rund 659 Milliarden US-Dollar auf Nettozinsen durch die angesammelten Schulden (gegenüber 475 Milliarden US-Dollar in 2022). Finanzministerin Janet Yellen sagte, die Regierung sei „entschlossen, die Herausforderungen für unsere langfristigen Haushaltsaussichten anzugehen“ und wies auf mehrere Maßnahmen hin, welche ihrer Meinung nach das Defizit im nächsten Jahrzehnt senken werden.

Yellen betont robuste Konjunktur

„Die US-Wirtschaft bleibt trotz des globalen Gegenwinds widerstandsfähig“, erklärte Yellen. „Frühere Erwartungen, dass die USA im Laufe des Jahres 2023 in eine Rezession abrutschen würden, haben sich nicht bestätigt.“ Nun wird die wirtschaftliche Abkühlung für das kommende Jahr vorhergesagt. Nicht seitens der Regierung, sondern durch einige Analysten. Sie sind der Ansicht, dass das Inflationsziel von zwei Prozent nicht anders zu schaffen sei.

Hinzu kommt, dass die Finanzierung der Schulden im vergangenen Jahr erheblich teurer geworden ist. Eine der Schattenseiten er ständigen Leitzinserhöhungen durch die Federal Reserve. Die US-Zentralbank hat ihren Leitzins um 5,25 Prozentpunkte angehoben, und die Renditen der Staatsanleihen haben entsprechend reagiert. Die 10-jährige Schatzanleihe liebäugelt nun mit einer Rendite von 5 Prozent. Bis 2020 waren es noch weniger als ein Prozent.

Der Haushaltsbericht erschien ausgerechnet in derselben Woche, in der Präsident Biden den Kongress aufforderte, 105 Milliarden US-Dollar für „nationale Sicherheitsprioritäten“ bereitzustellen. Darunter 61 Milliarden US-Dollar für die Ukraine sowie humanitäre Hilfe in Israel und Gaza.