Wer kennt den Internet-Dinosaurier AOL noch? Lange gab es keine Schlagzeilen mehr um den Provider, seine Führungsposition hatte das Unternehmen schon lange eingebüsst. Doch es gibt ihn bis heute noch und der US-Mobilfunkkonzern Verizon hat ihn tatsächlich gekauft. Die vereinbarten 4,4 Milliarden Dollar sind jedoch nicht für alle nachvollziehbar.
War AOL wirklich noch so viel wert?
In den Verhandlungen einigten sich AOL und Verizon auf 50 Dollar je Aktie, was einem Aufschlag von2 3 Prozent zum mittleren Aktienkurs gleichkommt. Mit AOL übernimmt Verizon auch die Online-Zeitung „Huffingtin Post“ und einige Blogs wie „TechCrunch“, um die es bei dem Deal vermutlich vorrangig ging. AOL selbst hat seine besten Jahre bereits hinter sich. In der Spitze sammelte man 30 Millionen Abonnenten und fusionierte 2000 mit dem Medienunternehmen Time Warner. Der damalige Aktienpreis wurde mit 160 Milliarden Dollar extrem hoch dotiert.
AOL und Time Warner sollten gemeinsam das Platzen der grossen Internetblase um die Jahrhundertwende überstehen. Der gewünschte Effekt blieb allerdings aus und AOL wurde in 2009 wieder abgespalten. Immerhin gut zwei Millionen US-Bürger haben noch AOL als Internet-Provider, doch das spricht für keinen besonders grossen Erfolg.
Nach der nun angekündigten Übernahme durch Verizon will man sich noch etwas Zeit lassen. Im Verlauf des Sommers sollen alle Einzelheiten über den Tisch gehen, damit sich der Mobilfunkanbieter auf die Zukunft der Mobilgeräte einschiessen kann. Es geht um die Vermarktung von Videos und Werbung, wobei AOL eine wichtige Rolle als Plattform darstellt.
Spott bleibt nicht aus
Doch wer ein zuweilen nicht mehr sehr profitables Unternehmen derartig teuer einkauft, dem bleibt der Hohn nicht erspart. Wenn Verizon bereit ist so viel Geld an solcher Stelle zu investieren, warum dann nicht auch in ein Paar alte Schuhe oder sonstigen Trödel? So scherzen die Internet-Communities.
Für Verizon geht es weniger um das Geschäft mit Internet-Zugängen. Videos und das Werbenetzwerk sind von grösserem Interesse. Der AOL-Aktie hat der Deal aber gut getan und Verizon muss nun zeigen, was man sich bei dem Übernahmeangebot gedacht hat?