Seit Jahrhunderten gibt es dominante Währungen im Weltfinanzsystem. Heute dominiert der US-Dollar. Doch wie lange noch? Und wer könnte ihn ersetzen?

Von Sevilla bis zur Wall Street: Die Entwicklung der Leitwährungen

Weltleitwährungen spiegeln die geopolitische und wirtschaftliche Ordnung ihrer Zeit. Im 16. Jahrhundert dominierte der portugiesische Real, gefolgt vom spanischen Escudo – gestützt durch Edelmetallimporte aus der Neuen Welt. Doch Inflation und Machtverfall folgten auf dem Fuße.

Im 17. Jahrhundert übernahm der niederländische Gulden die Rolle der globalen Handelswährung, getragen vom Einfluss der Amsterdamer Handelsflotte und der Bank of Amsterdam.

Ab dem 19. Jahrhundert wurde das britische Pfund Sterling zur dominierenden Weltwährung – im Zuge der industriellen Revolution und der globalen Ausdehnung des britischen Empires. Englands Rolle als “Werkbank der Welt”, seine maritime Dominanz durch die Royal Navy und der Aufstieg Londons zum führenden Finanzplatz machten das Pfund zur ersten modernen Leitwährung. Rohstoffe, Eisenbahnprojekte und Versicherungsverträge weltweit wurden in Sterling abgewickelt. Die Verlässlichkeit britischer Gerichte und der Goldstandard sicherten jahrzehntelang Vertrauen in das Pfund – bis die Weltkriege und der relative wirtschaftliche Niedergang Großbritanniens seine Rolle schwächten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der US-Dollar die Führungsrolle – durch das Bretton-Woods-System und den Aufstieg der USA zur wirtschaftlichen Supermacht. Seitdem ist die Wall Street das Zentrum globaler Kapitalmärkte.

Warum der US-Dollar heute noch alternativlos ist

Trotz wachsender Kritik bleibt der Dollar unangefochten – aus mehreren strukturellen Gründen:

1. Tiefe Kapitalmärkte

Die USA verfügen über den weltweit größten und liquidesten Staatsanleihemarkt. US-Staatsanleihen gelten als sicherste Anlageform für Zentralbanken und institutionelle Investoren.

2. Dominanz im Welthandel

Rund 80 % des globalen Handels werden in US-Dollar abgewickelt. Viele Rohstoffe – von Erdöl bis Kupfer – werden standardmäßig in Dollar gehandelt.

3. Hoher Anteil an Devisenreserven

Etwa 60 % der weltweiten Zentralbankreserven sind in US-Dollar denominiert. Der nächste Verfolger, der Euro, liegt deutlich zurück.

4. Vertrauen in US-Rechtssystem

Das US-Recht gilt bei internationalen Investoren als berechenbar und durchsetzbar – ein Vorteil, den viele potenzielle Herausforderer nicht bieten können.

5. Mangel an Alternativen

Weder der Euro noch der chinesische Yuan erfüllen aktuell die Voraussetzungen für eine glaubwürdige Ablösung des Dollars.

Warum der Dollar trotzdem unter Druck gerät

Langfristig mehren sich die Zeichen eines möglichen Wandels:

Sanktionspolitik: Die USA nutzen den Dollar zunehmend als geopolitisches Druckmittel. Viele Staaten streben deshalb nach Alternativen.

Hohe Staatsverschuldung: Mit über 34 Billionen US-Dollar Verschuldung wächst die Unsicherheit über die fiskalische Zukunft der USA.

Entdollarisierungsinitiativen: BRICS-Staaten, darunter China, Indien und Russland, reduzieren systematisch ihre Dollar-Abhängigkeit.

Digitale Währungsprojekte: China testet den digitalen Yuan, weitere Zentralbanken ziehen nach – das schwächt langfristig die Dollar-Monopolstellung.

Wer könnte den Dollar ablösen?

Yuan: Regional mächtig, aber global eingeschränkt

China baut gezielt Handelsbeziehungen in Yuan auf – z. B. mit Russland oder Saudi-Arabien. Doch Kapitalverkehrskontrollen, politische Intransparenz und ein schwaches Rechtssystem behindern das globale Vertrauen.

Gold: Vertrauensanker in Krisenzeiten

Viele Zentralbanken stocken ihre Goldreserven auf – ein Signal sinkenden Vertrauens in Fiat-Währungen. Doch Gold ist illiquide, schwer zu transferieren und kein alltagstaugliches Zahlungsmittel.

Kryptowährungen: Technologischer Fortschritt ohne geopolitisches Fundament

Bitcoin und andere Kryptowährungen genießen wachsende Beliebtheit bei privaten Anlegern. Doch als Leitwährung sind sie kaum geeignet:

Hohe Volatilität macht sie unberechenbar als Recheneinheit.

Fehlende institutionelle Akzeptanz begrenzt ihren Einsatz im Handel und in Zentralbankreserven.

Technische Engpässe bei Transaktionsgeschwindigkeit und Energieeffizienz.

Politische Unsteuerbarkeit widerspricht der Idee staatlicher Geldhoheit – was ihren Einsatz als globale Reservewährung praktisch ausschließt.

Fazit: Kryptowährungen sind technologische Innovationen, keine geopolitisch verankerten Leitwährungs-Alternativen.

BRICS-Handelswährung: Idee mit politischem Risiko

Eine gemeinsame Währung der BRICS-Staaten, ggf. rohstoffgedeckt, wäre ein geopolitischer Gegenspieler zum Dollar. Doch es fehlt an institutioneller Stabilität, rechtlicher Verlässlichkeit und grenzüberschreitender Zahlungsinfrastruktur.

Fazit: Dominanz mit Verfallsdatum?

Der US-Dollar bleibt vorerst alternativlos – gestützt durch Marktgröße, Vertrauen und globale Nutzung. Doch die Geschichte zeigt: Keine Leitwährung ist ewig. Wer als Investor langfristig denkt, sollte geopolitische Verschiebungen ernst nehmen – und sein Portfolio strategisch diversifizieren.

Welche Märkte ihnen den besten Gewinn bringen, erfahren sie vom Team von Kapital24.ch.