Wird dies ein neuer Amazon-Skandal? Schon länger wird der virtuelle Versandhandel sehr kritisch beäugt. Bislang nahm man vermehrt die nicht immer optimalen Arbeitsbedingungen unter die Lupe. Nun will der TV-Sender ZDF eine massenhafte Vernichtung von Neuware aufgedeckt haben. Täglich sollen dort Produkte im Wert von einigen zehntausend Euro im Müll landen.

Die Recherchen vom ZDF

Warum genau der ZDF und die „Wirtschaftswoche“ bei Amazon recherchiert hat, wissen wir nicht. Womöglich gab es einen Tipp dazu. Als größter Online-Händler in vielen Ländern, hat Amazon einen gewissen Ruf zu verteidigen. Jedoch, wenn Retouren im Lager ankommen, landen wohl viele davon im Schredder. Hierzu haben die beiden Medien Fotos und Aussagen von Zeugen gesammelt, sowie interne Produktlisten erhalten. Aus ihnen geht hervor, dass vom Smartphone bis zur Waschmaschine viele neuwertige Waren nicht erneut versandt werden.

Stattdessen erfolgt ihre Vernichtung. Mehrere zehntausend Euro wandern somit in die Abfallentsorgung. Nun könnte man meinen, dass dies nur für defekte Ware gilt, doch weit gefehlt. ZDF ist der Überzeugung, dass dies auch mit funktionierenden Geräten geschieht. Drittverkäufer auf Amazon können ebenfalls ihre retournierten Waren entsorgen lassen.

Alles andere als nachhaltig

Wenn dies stimmt, bahnt sich hier ein neuer Skandal an. Einerseits könnten die Produkte erneut verkauft werden und somit für Umsatz sorgen. Andererseits erweist sich diese Verfahrensweise als wenig nachhaltig. Amazon gelobt schon Besserung. „Wenn Produkte nicht verkauft, weiterverkauft oder gespendet werden können, arbeiten wir mit Aufkäufern von Restbeständen zusammen, die diese Waren weiterverwenden», so das Versprechen. Den Verdacht auf Verschrottung neuwertiger Ware, streitet Amazon nicht ab.

Aktuell soll sich dieser Fall nur auf Deutschland beziehen. Hier setzte der Internetriese 15 Milliarden Dollar in 2017 um. Jochen Flasbarth, Staatssekretär des Umweltministeriums, sieht es sehr drastisch: „Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen insgesamt auf der Welt.“

Greenpeace hat davon auch schon Wind bekommen. Kirsten Bodde verlangt ein gesetzliches Vernichtungsverbot funktionstüchtiger Waren. „Was dann passiert, ist, dass die Ware, die man zurückschickt, offensichtlich direkt im Müll landet, einfach weil es aufwendiger ist, sie neu zu verpacken oder weil sie nicht mehr ganz picobello ist. Das ist aus unserer Sicht gigantische Ressourcenvernichtung“, so Bodde.