Die erhoffte Rally zum Jahresende blieb großteils aus. Nun blicken Anleger in ein neues Börsen-Jahr und schöpfen Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Corona-Krise scheint endgültig überwunden und die Spitze der hohen US-Inflation ist wohl gefunden. Trotzdem zeigen sich die meisten Analysten nur vorsichtig optimistisch. Sie rechnen mit einem verhaltenen Börsen-Start in 2023. Dafür sprechen verschiedene Gründe.

Kampf gegen die Rezession um jeden Preis

Denn an der Börde gibt es Altlasten aus dem vergangenen Jahr, die sich immer weiterhin negativ auswirken. Zudem ist ihr Ausmaß nur schwer einzuschätzen. Weshalb die Zurückhaltung von Anlegern verständlich ist.

Steigende Leitzinsen: In 2022 hat die Federal Reserve den Leitzins mehrfach angehoben. Sie unternahm dabei sehr aggressive Schritte um bis zu 75 Basispunkte (0,75 Prozent), um die galoppierende Teuerungsrate einzudämmen. Vorausgesetzt die Inflation geht stabil zurück, werden die Währungshüter ein wenig auf die Bremse treten. Dennoch wird es erneute Zinsschritte geben, welche die Attraktivität von Aktien und ETFs drücken. Momentan liegen die Leitzinsen bereits zwischen 4,25 und 4,50 Prozent. Da Unsicherheit über die nächsten Zinsanhebungen bestehen, versuchen die Börsen diese grob einzupreisen.

Wirtschaftlicher Abschwung: Viele Ökonomen rechnen zudem damit, dass die US-Konjunktur in 2023 herbe Dämpfer zu spüren bekommt. Dank der Inflation sehen sich Unternehmen zu Sparmaßnahmen gezwungen. Zeitgleich können sie sich frisches Geld nicht mehr so günstig leihen wie es in 2021 und davor der Fall war.

Mehr Rendite bei Tagesgeld & Co: Steigende Zinsen freuen vor allem jene Anleger, welche nach 100% sicheren Möglichkeiten suchen. Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten wecken nun wieder mehr Interesse. Folglich dürfte weniger Geld an der Börse „geparkt“ werden.

Teure Anschlussfinanzierungen: Die Kehrseite bedeutet jedoch, dass neue Kredite sowie Anschlussfinanzierungen nun erheblich teurer werden. Je länger das hohe Zinsniveau anhält, desto mehr Kreditnehmer werden dies bemerken. Denn die meisten Darlehen sichern die Zinsen nur für 5 oder 10 Jahre ab. Wer dieses Jahr schon vor dem Ende steht, muss angemessen liquide für höhere Ratenzahlungen sein.

Geopolitische Unsicherheiten

Außerhalb der USA bleiben einige geopolitische Unsicherheiten bestehen. Damit ist nicht nur der Ukraine-Krieg gemeint, in den sich die Vereinigten Staaten nun stärker einmischen wollen. Auch der Handelsstreit mit China, den seinerzeit Donald Trump begann, schwelt weiterhin.

Zwar zeigte sich die US-Wirtschaft in 2022 noch relativ robust. Doch die Auswirkungen werden erst in den folgenden Quartalszahlen einschlagen. Viele Unternehmen dürften weniger Umsatz und Gewinn realisieren können.