Der Smoot-Hawley-Tariff, 1930 in den USA verabschiedet, gilt als eines der markantesten Beispiele protektionistischer Wirtschaftspolitik in der Geschichte des Welthandels. Ziel war es, durch drastische Erhöhungen von Importzöllen – auf über 20.000 Produkte – die heimische Industrie und Landwirtschaft vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu schützen. Doch die Maßnahme hatte gravierende internationale Folgen: Ein globaler Handelskrieg brach aus, zahlreiche Staaten reagierten mit Gegenmaßnahmen, der Welthandel brach zwischen 1929 und 1933 um rund zwei Drittel ein.

Schrittweiser Abbau ab 1934

Die eigentliche Abschaffung des Smoot-Hawley-Tariffs erfolgte nicht abrupt, sondern im Rahmen eines allmählichen Kurswechsels der US-Handelspolitik. Den Wendepunkt markierte der Reciprocal Trade Agreements Act (RTAA) von 1934, unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Der RTAA autorisierte die US-Regierung, Zölle bilateral zu senken – ohne jede Maßnahme durch den Kongress bringen zu müssen. Damit wurde der Protektionismus des Smoot-Hawley-Gesetzes systematisch zurückgedrängt.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das System durch multilaterale Handelsabkommen weiter liberalisiert – zunächst im Rahmen des General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) ab 1947, später durch die Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 1995. In diesem Prozess wurden viele der unter Smoot-Hawley eingeführten Zölle endgültig aufgehoben oder stark reduziert.

Gründe für die Abkehr vom Protektionismus

Die Gründe für den Abbau des Smoot-Hawley-Tariffs lagen auf der Hand:

Ökonomische Realität: Die protektionistische Politik hatte die Weltwirtschaftskrise nicht gelindert, sondern durch die Eskalation von Handelsschranken verschärft.

Außenpolitischer Schaden: Die Handelskriege belasteten die internationalen Beziehungen erheblich und trugen zur Instabilität in Europa bei.

Paradigmenwechsel: Mit der New-Deal-Politik Roosevelts trat eine wachstumsorientierte, exportfreundliche Politik an die Stelle der nationalistischen Abschottung.

Spätfolgen und Lehren

Der Smoot-Hawley-Tariff hatte langfristige Auswirkungen auf die globale Wirtschaftspolitik. Drei zentrale Lehren lassen sich aus der Episode ziehen:

Protektionismus kann globale Krisen verschärfen – und nicht lindern.

Internationale Kooperation ist zentral für Stabilität im Welthandel.

Flexibilität in der Handelspolitik – wie sie der RTAA schuf – kann entscheidend sein, um auf globale Herausforderungen zu reagieren.

Der Smoot-Hawley-Tariff wurde so zum historischen Negativbeispiel wirtschaftlicher Abschottung – und zum Wendepunkt hin zu multilateraler Öffnung und globalem Handel.

Fazit:

Protektionismus mag kurzfristig populär sein – langfristig aber kostet er Wachstum, Stabilität und Vertrauen. Wer wirtschaftlich klug agieren will, muss über Grenzen hinausdenken.

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