Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), warnt vor einer neuen Finanzkrise. Dieses Mal geht die Gefahr von den extrem niedrigen Zinsen in den USA und den zum Teil negativen Zinsen in Europa aus. Auch wenn sich wirtschaftlich eine Verbesserung einstellt, so stehen viele Volkswirtschaften immer noch auf wackeligen Beinen.

Schwankende Finanzstabilität

Christine Lagarde schlägt Alarm und als Leiterin des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollte sie den dafür passenden neutralen Überblick haben. «Die Risiken für die globale Finanzstabilität nehmen zu», erklärte die Französin in Washington. Doch jetzt hat es nichts mit maroden Krediten zu tun, sondern die extrem niedrigen Zinsen und Negativ-Zinsen geben ihr Anlass zur Sorge.

Gleichzeitig wächst die Weltwirtschaft viel langsamer als erwartet. Lagarde nahm kein Blatt vor den Mund und macht ihre schlechten Aussichten zum Thema der nächsten IWF-Tagung nächste Woche. 2014 lag das Bruttoinlandsprodukt 3,4 Prozent im Plus und das wird wohl auch dieses Jahr so sein. «Die weltweite Erholung geht weiter. Aber sie ist durchwachsen und ungleichmässig“, so die IWF-Chefin.

Die USA legt viele Monate in Folge gute Zahlen vom Arbeitsmarkt vor. Lagarde lobt auch die Eurozone, was aber angesichts der Deflations-Kämpfe und Negativ-Zinsen nicht ganz verständlich ist. Lagarde geht noch weiter und sieht die grössten Krisenherde in Russland, Brasilien, dem Nahen Osten und einigen Schwellenländern. Um Afrika und Asien sorgt sie sich weniger.

Zu lockere Geldpolitik

Die Währungshüter in Europa und den USA haben sich festgefahren. Auch Japan lässt die Leine in Sachen Geldpolitik zu locker. Investoren suchen nach Alternativen und gehen dabei immer öfter ein grosses Risiko ein. Lagarde sieht es schon an den Börsen aufkochen, voreilige Entscheidungen könnten schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Die garantierten Auszahlungssummen bei Lebensversicherungen und Pensionsfonds sind durch die Niedrigzinsen auch nicht mehr sicher, wenn es denn so weiter geht.

«Die Risiken mögen individuell handhabbar sein, aber wir müssen auch mit einem strukturellen Rückgang von Liquidität fertig werden», sagte Lagarde. Strenge Reformen und mehr Regulierungen für die Kapitalabflüsse seien nun wichtiger denn je. Die Regierungen sind in der Verantwortung, so die IWF-Chefin.