EZB-Chef Mario Draghi wird nur noch bis November in seinem Amt tätig sein. Anschließend übernimmt IWF-Chefin Christine Lagarde die Geschicke der Europäischen Zentralbank. An den Börsen wird diese Entscheidung gefeiert. Analysten gehen davon aus, dass sie den Kurs der Niedrigzinspolitik beibehalten wird.

Der „Lagarde-Effekt“

Sie leitet seit 2001 den Internationalen Währungsfonds (IWF). Wenn ein Rettungsschirm in Europa aufgespannt wurde, war sie daran beteiligt. Die Französin hatte zuvor als Finanzministerin ihres Landes gearbeitet. Sie führte Frankreich durch die letzte Finanzkrise. Ihr Know How bei geldpolitischen Entscheidungen zweifelt daher kaum jemand an.

Nach den fetten Jahren an der Börse, steuern wir auf eine Rezession zu. Die Wirtschaft flaut ab und Lagarde kann nur wenig ändern. Sie muss sich eine mögliche Panik beschwichtigen können. Denn der EZB gehen die Möglichkeiten aus.

Wie Draghi, will auch sie die Nullzinspolitik fortführen. „Wenn wir diese negativen Zinsen nicht gehabt hätten, würde es uns heute viel schlechter gehen, mit einer niedrigeren Inflation und niedrigerem Wachstum“, ist sich Lagarde sicher. Ihr Lob gilt deshalb ihrem baldigen Vorgänger.

Lagarde warnte immer wieder vor einem frühen Ausstieg aus der Geldschwemme. Sie rechnet mit einem starken Vertrauensverlust, würde man bereits jetzt die Zinswende einleiten. Sie weiß um die negativen Effekte, doch für Lagarde überwiegen die Vorteile in der aktuellen Situation.

„Wenn der nächste Abschwung kommt, was unweigerlich passieren wird, müssen die Entscheider alle Instrumente nutzen, um ihre Wirkung zu maximieren“, erklärte Lagarde im Juni.

Anleihekäufe gehen weiter

Neben den niedrigen Zinsen, wird die neue EZB-Chefin wohl auch die Anleihekäufe beibehalten. Denn diese lobte sie in der Vergangenheit ebenso mehrfach. Draghi hatte vor einigen Jahren erklärt, dass er notfalls unbegrenzt Anleihen kaufen werde. Für Lagarde ergab sich mit diesem Schwur der Wendepunkt“.

Aber die geldpolitischen Mittel geraten an ihre Limits. Für knapp 2,2 Billionen Euro hat die EZB bereits investiert. Mit dabei sind 27 Prozent der deutschen Staatsschulden sowie 15 Prozent aus Italien. Maximal ein Drittel wollen die Notenbanker von jedem Land erwerben. Wie weit wird Lagarde diese Strategie ausreizen?

Während klassische Geldanlagen also weiter am Tiefpunkt verweilen, feiert die Börse ihre Ernennung zur neuen EZB-Chefin.