Europas Wirtschaft stagniert, teilweise ist sie sogar rückläufig. Die EZB hat entsprechend reagiert und den Leitzins zunächst mehrfach auf ein neues Rekordtief gesenkt. Dann kam der Schock, erstmalig wurden Strafzinsen für Banken eingeführt, welche bei der EZB ihr Geld parken wollen. Das war der letzte Stand der Dinge und nun ist das eingetreten, was viele befürchtet hatten.

Banken geben Strafzinsen weiter

In der letzten Woche meldete sich die Skat Bank mutig zu Wort und erklärte, dass sie die Strafzinsen der Zentralbank an ihre Anleger weiterreichen werde. Dies betrifft zunächst nur Geldanlagen von mehr als drei Millionen Euro, aber nun ziehen andere Institute nach. Letzte Woche dementierte die Commerzbank noch dieses Verhalten zu adaptieren, jetzt scheint es Realität zu werden.

Im Umkehrschluss hat sich das risikolose Geld anlegen zur Fahrt in eine Sackgasse entwickelt. Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen sind so unattraktiv wie noch nie. Die Mini-Zinsen sollen auch noch einige Zeit anhalten. Alternativen sind gefragt und das mehr denn je. Wenn die klassischen Geldanlagen fast nichts mehr erwirtschaften, dann wächst die Risikobereitschaft. Die EZB wünscht sich, dass Banken mehr Kredite vergeben, aber wenn die Anleger auf ihren Geldern sitzen bleiben, benötigen sie diese nicht. Viel mehr investieren einige von ihnen schon jetzt in risikobehaftete Werte oder sie geben es mit vollen Händen im Weihnachtsgeschäft aus. Letzteres wäre zu hoffen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Das war erst der Anfang

Es hört auch nicht bei der Skat Bank und der Commerzbank auf. Die DZ Privatbank, ein Teil von Union Investment, hat sich dem Trend angeschlossen. Strafzinsen waren lange Zeit überhaupt keine Option, nun wurden sie zur Realität. Es bleibt abzuwarten, wo die Grenzen für Geldeinlagen von Privatpersonen liegen werden. Sicherlich kann hier hin und wieder nach unten korrigiert werden, sollte sich die Situation zunehmend verschärfen. Beitragsunabhängige Strafzinsen wären dann der absolute Notzustand.

Ob sich das EZB-Chef Mario Draghi alles so vorgestellt hat? Jetzt wo das Tabu der Strafzinsen gebrochen wurde, fällt auch die moralisch letzte Grenze dafür bei anderen Banken leichter.