Die US-Notenbanker arbeiten seit über einem Jahr intensiv an einem großen Ziel: Die Inflation soll bei zwei Prozent verweilen! Aktuell liegt sie noch etwa doppelt so hoch. Nach anfänglich großen Schritten abwärts stagniert die Teuerungsrate oder steigt sogar wieder leicht. Das wirft die Frage auf, wie schwer die letzten zwei Prozent sein werden und mit welchem Zeitraum dafür zu rechnen ist?

Denn fest steht, dass die Federal Reserve erst wieder von ihren hohen Leitzinsen ablässt, wenn die Inflation das gewünschte Niveau erreicht hat.

Kosten für Dienstleistungen & Unterkünfte essentiell

Theoretisch klingt es nicht besonders schwierig, die Inflation näher an das 2-Prozent-Ziel der Federal Reserve heranzuführen. Die Hauptverursacher sind die Kosten für Dienstleistungen und Unterkünfte, während bei vielen anderen Komponenten spürbare Anzeichen einer Entlastung zu verzeichnen sind. Es scheint also keine gigantische Aufgabe zu sein, lediglich zwei Wirtschaftsbereiche zu fokussieren.

Die Preise dieser beiden Schlüsselsektoren haben sich unbeständiger erwiesen als die Preise für Lebensmittel und Benzin. Sogar die Entwicklung für Gebraucht- und Neuwagen erscheint aktuell planbarer. Obwohl alle tendenziell zyklisch sind und mit den Fluktuationen der Gesamtwirtschaft weitestgehend parallel laufen..

Stattdessen könnte es dauern, eine bessere Kontrolle über Mieten, medizinische Versorgung und dergleichen zu erlangen. „Sie brauchen eine Rezession“, meint Steven Blitz, Chefökonom für die USA bei GlobalData TS Lombard. „Sie werden nicht auf magische Weise auf 2 Prozent herunterkommen.“

Die jährliche Inflationsrate, gemessen am Verbraucherpreisindex, sank im September auf 3,7% bzw. 4,1% (wenn man die volatilen Lebensmittel- und Energiekosten außer Acht lässt). Obwohl beide Zahlen immer noch deutlich über dem Ziel der Fed liegen, stellen sie einen Fortschritt gegenüber den Tagen dar, als die Gesamtinflation bei über 9% lag.

Ungewissheit voraus

Durch eine Entspannung bei Posten wie Gebrauchtwagenpreisen und medizinischen Versorgungsleistungen begünstigt, plus starke Zuwächse bei Unterkünften (7,2%) und Dienstleistungen (5,7% ohne Energiedienstleistungen) besteht ein unklares Szenario.

Ohne Fortschritte an diesen Fronten besteht kaum eine Chance, dass die Fed ihr Ziel in absehbarer Zeit erreicht. „Die Kräfte, die die Disinflation zwischen den verschiedenen Teilen und Mikroteilen des Index vorantreiben, weichen schließlich der breiteren Makrokraft, die steigt, also über dem Trend liegendes Wachstum und niedrige Arbeitslosigkeit“, führt Blitz fort. „Irgendwann wird das so bleiben, bis eine Rezession kommt, und das ist alles, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.“

Positiv zu vermerken ist, dass Blitz zu denjenigen gehört, die übereinstimmend davon ausgehen, dass eine Rezession eher flach und kurz sein wird. Und auf der noch positiveren Seite sind viele Wall-Street-Ökonomen, darunter auch Goldman Sachs, zu der Ansicht gelangt, dass die mit Spannung erwartete Rezession möglicherweise gar nicht eintritt.