„Diese Art von Schulden haben wir seit den Napoleonischen Kriegen nicht mehr gesehen“, erklärte Borge Brende, Präsident des Weltwirtschaftsforums (WEF). Er gab damit einen düsteren Ausblick auf die internationale Konjunktur und sagte, dass der Welt ein Jahrzehnt mit geringem Wachstum bevorstehe, wenn nicht die richtigen wirtschaftlichen Maßnahmen ergriffen würden.

Schulden-Niveau nahezu wie 1820

In seiner Rede am Sonntag auf der „Sondertagung des WEF zu globaler Zusammenarbeit, Wachstum und Energie für Entwicklung“ im saudi-arabischen Riad, warnte er, dass die weltweiten Schuldenquoten nahe an einem Niveau liegen, das seit den 1820er Jahren nicht mehr erreicht wurde. Für fortgeschrittene Volkswirtschaften bestehe nun die Gefahr einer „Stagflation“.

Brende erklärte, die Regierungen müssten darüber nachdenken, wie sie diese Schulden reduzieren und die richtigen fiskalischen Maßnahmen ergreifen könnten, ohne in eine Situation zu geraten, in der es zu einer Rezession käme. Er wies auch auf einen anhaltenden Inflationsdruck hin und darauf, dass die generative künstliche Intelligenz eine Chance für die Entwicklungsländer sein könnte.

„Der Handel wird sich verändern und die globalen Wertschöpfungsketten werden sich verändern – es wird mehr Near-Shoring und Friend-Shoring geben – aber wir sollten das Baby nicht mit dem Bade verlieren … Dann müssen wir uns mit der globalen Schuldensituation befassen.“ Diese Art von Schulden haben wir seit den Napoleonischen Kriegen nicht mehr gesehen, wir nähern uns der Verschuldung von 100 % des globalen BIP“, so Brende.

Seine Warnung steht im Einklang mit einem aktuellen Bericht des Internationalen Währungsfonds, der feststellte, dass die weltweite Staatsverschuldung im vergangenen Jahr leicht auf 93 % des BIP gestiegen sei und immer noch 9 Prozentpunkte über dem Niveau vor der Pandemie liege. Der IWF prognostizierte, dass die weltweite Staatsverschuldung bis zum Ende des Jahrzehnts nahezu 100 % des BIP erreichen könnte.

China & USA sind oberste Schuldentreiber

Der IWF wies auf die hohen Schuldenstände in China und den Vereinigten Staaten hin.Anfang des Monats hob der Internationale Währungsfonds seine globale Wachstumsprognose leicht an und sagte, die Weltwirtschaft habe sich trotz Inflationsdruck und geldpolitischen Veränderungen als „überraschend widerstandsfähig“ erwiesen. Man erwartet nun ein globales Wachstum von 3,2 % im Jahr 2024. Was einem bescheidenen Anstieg von 0,1 Prozentpunkten gegenüber der früheren Januar-Vorhersage entspricht.

Brende vom WEF sagte am Sonntag, dass das größte Risiko für die Weltwirtschaft derzeit „die geopolitische Rezession ist, mit der wir konfrontiert sind“, und verwies auf die jüngsten Spannungen zwischen Iran und Israel.

„Es gibt so viel Unvorhersehbarkeit und man kann leicht außer Kontrolle geraten. Wenn Israel und der Iran diesen Konflikt eskalieren würden, hätten wir über Nacht einen Ölpreis von 150 US-Dollar erleben können. Und das wäre natürlich sehr schädlich für die Weltwirtschaft“, sagte er.