Die lang erwartete Abkühlung auf dem US-Arbeitsmarkt könnte im April begonnen haben, als die Zahl der Beschäftigten nur um 175.000 stieg, während die Arbeitslosenquote leicht auf 3,9 % anwuchs. Auch das Lohnwachstum verlangsamte sich. Ein Zeichen, nach dem die Federal Reserve sucht, um die hartnäckige Inflation einzudämmen.

Starker Abfall bei neuen Jobs

Die Zahl für April lag deutlich unter den Schätzungen von 240.000 und folgt einem Anstieg um 315.000 im März. Am stärksten waren die Zuwächse im Gesundheitswesen sowie im Transport- und Lagerwesen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die April-Zahl die Haltung der Federal Reserve zu den Zinssätzen ändern wird. Die Zentralbank rechnet in diesem Jahr mit einer Abkühlung des Arbeitsmarktes und einer Inflation, die sich als hartnäckiger erwiesen hat.

Am Mittwoch beließen die Währungshüter die Zinsen auf ihrem hohen Niveau. Was den Verbrauchern die höchsten Kreditkosten für Autokredite, Kreditkarten und Hypotheken seit mehr als zwei Jahrzehnten beschert. Aber Fed-Chef Jerome Powell sagte, es sei „unwahrscheinlich“, dass die sie die Zinsen in diesem Jahr erhöhen würde.

„Während weniger als erwartete Beschäftigungszuwächse selten ein erfreulicher Anblick sind, könnte der heutige Bericht genau das sein, was sich Jerome Powell erhofft hat“, erklärte Damian McIntyre, Portfoliomanager bei Federated Hermes. „Die letzte Meile ist immer die schwierigste, und Powell hat uns am Mittwoch daran erinnert, dass wir einfach Geduld haben müssen.“

Arbeitsmarkt immer noch solide

Experten sagen, dass der Arbeitsmarkt nach wie vor stark ist, sich jedoch im Vergleich zu den letzten Jahren abgeschwächt hat. Die Rückkehr von Frauen an den Arbeitsplatz und die zunehmende Einwanderung haben zum Arbeitskräfteangebot beigetragen. Unterdessen steigen die Löhne, allerdings langsamer als vor einem Jahr.

„2024 wird eine Art Beruhigungsjahr“ für den Arbeitsmarkt sein, meint Jane Oates, leitende Politikberaterin und ehemalige Präsidentin von WorkingNation. „Je genauer ich es betrachte, desto deutlicher ist die Nachfrage nach Arbeitskräften zurückgegangen“, sagt Julia Pollak, Chefökonomin bei ZipRecruiter. Sie weist jedoch darauf hin, dass die Zahl der Stellenzuwächse in den ersten drei Monaten des Jahres mit 264.000 pro Monat etwa 100.000 über dem Niveau vor der Pandemie liegt.

Einige Ökonomen glauben, dass die Wirtschaft endlich die Belastungen der wiederholten Zinserhöhungen der Fed zu spüren bekommt, da die Verbraucher mit einer zunehmenden Schuldenlast konfrontiert sind und die Unternehmen bei ihren Investitionen sowie der Aufstockung ihrer Lagerbestände vorsichtiger werden.

Auch die bevorstehende Präsidentschaftswahl und geopolitische Spannungen, insbesondere im Nahen Osten, belasten die Verbraucher- und Geschäftsstimmung.